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Bundesarbeitstagung 2024 der Landfrauenvereinigung

05.09.2024

Die Zukunft der Ernährung in Deutschland und die Entwicklungen in der Landwirtschaft in Deutschland sind eng verbunden. Ein Wandel des Agrar- und Ernährungssystems ist notwendig, um Umweltziele zu erreichen und nachhaltige Ernährung langfristig zu gewährleisten. Wie Veränderungen gemeinsam mit Landwirt*innen und Verbraucher*innen umgesetzt werden können, diskutierten die Teilnehmerinnen der Bundesarbeitstagung der Landfrauenvereinigung des KDFB vom 2. bis 5. September 2024 im Kloster Schöntal.
Details zur Tagung

Wissenschaft und Praxis zeigen, dass Nutztierhaltung nicht per se klimaschädlich ist. Prof. Wilhelm Windisch von der TU München und die Landwirtin Christine Bajohr verdeutlichten, welche Faktoren zu einer klimabewussten Tierhaltung beitragen. Ein Faktor ist die Kreislaufwirtschaft. In dieser verwerten Nutztiere Pflanzen, die für den menschlichen Verzehr ungeeignet sind und die nicht gezielt als Viehfutter angebaut werden, wie Gras und Pflanzenreste. Es entstehen zusätzliche Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch und Eier. Die Ausscheidungen der Tiere dienen als Dünger für den Ackerbau, während sie bei Weidehaltung zur Landschaftspflege beitragen und Bodenqualität sowie Biodiversität verbessern. Nur Nutztiere ermöglichen die Umwandlung nichtessbarer Pflanzen in Lebensmittel! Das Konzept Teller > Trog > Tank besagt, dass der Anbau von Lebensmitteln, die für den direkten menschlichen Verzehr geeignet sind, absolute Priorität haben muss, um die zunehmende Weltbevölkerung ernähren zu können. Tierfutter sollte nur aus Pflanzen stammen, die für den Menschen ungenießbar sind und auf Böden wachsen, die für den Ackerbau ungeeignet sind. Energie aus Biomasse sollte ausschließlich aus Mist und Gülle gewonnen werden.

Eine auf Kraftfutter basierende Tierhaltung konnte nur in Zeiten funktionieren, in denen Getreide im Überfluss zur Verfügung stand. Eine Veredlung des Getreides in Form von Fleisch trug zur Gewinnsteigerung in der Landwirtschaft bei. Heute liegt die Herausforderung in einer Nahrungsmittelproduktion, die alle Menschen ernährt, ohne Umwelt und Klima zu belasten. Die Ernährung der Zukunft muss also einen Schwerpunkt auf pflanzliche Nahrung legen, während tierische Produkte in geringeren Mengen und bevorzugt aus extensiver Haltung weiterhin sinnvoll sind.

Grund hierfür ist nicht nur eine nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch die körperliche Gesundheit. Die Empfehlungen für eine gesunde Ernährung und die Empfehlungen einer Ernährung, die die planetaren Grenzen der Erde berücksichtigt (Planetary Health Diet) sind in vielen Punkten deckungsgleich.

Ein weiterer Impuls zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Ernährung kam von Frau Brigitte Bernhard, die im Bürgerrat „Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben“ mitgearbeitet hat.

Sie stellte die vom Bürgerrat beschlossenen neun Empfehlungen für eine bessere Ernährung vor:

  1. Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder: Bundesweit soll an allen Kindergärten und Schulen kostenfreies und gesundes Mittagessen angeboten werden.
  2. Bewusstes Einkaufen leicht gemacht durch ein verpflichtendes staatliches Label: Für alle in Deutschland und der Europäischen Union verkauften Produkte soll es ein verpflichtendes staatliches Laben geben. Das Label soll die Bereiche Klima, Tierwohl und Gesundheit einzeln berücksichtigen und soll wissenschaftlich fundiert sein.
  3. Verpflichtende Weitergabe von genießbaren Lebensmitteln durch den Lebensmitteleinzelhandel: Supermärkte und andere Lebensmittelgeschäfte ab einer Größe von 400 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen verpflichtet werden, noch genießbare Lebensmittel, die sonst weggeworfen würden, an gemeinnützige Organisationen weiterzugeben.
  4. Lebensbedingungen und Herkunft von Tieren transparent darstellen: Ein verpflichtendes und staatlich kontrolliertes, ganzheitliches Tierwohllabel soll den gesamten Lebenszyklus von Nutztieren abbilden.
  5. Neuer Steuerkurs für Lebensmittel: Die Definition von Grundnahrungsmitteln soll überarbeitet werden. Darunter sollen in Zukunft auch Produkte wie pflanzliche Milchersatzprodukte, Fleischersatzprodukte und alle nach Bio-Standards erzeugten Produkte fallen. Zucker soll hingegen nicht mehr als Grundnahrungsmittel gelten und damit die darauf erhobene Mehrwertsteuer auf 19 Prozent angehoben werden. Auf Produkte wie unverarbeitetes und tiefgefrorenes Obst und Gemüse in Bio-Qualität, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkorngetreide sowie Mineral- und Tafelwasser soll keine Mehrwertsteuer mehr erhoben werden.
  6. Gemeinschaftsverpflegung in Pflegeeinrichtungen: In Krankenhäusern, Reha-, Senioren- und anderen Pflegeeinrichtungen soll der Zugang zu gesunder und ausgewogener Ernährung sichergestellt werden.
  7. Verbrauchsabgabe zur Förderung des Tierwohls: Mit einer zweckgebundenen Verbrauchsabgabe auf tierische Produkte soll der Umbau der Tierhaltung hin zu einer artgerechten Nutztierhaltung finanziert werden. Die Einnahmen aus der Verbrauchsabgabe sollen für eine Tierwohlprämie genutzt werden, die landwirtschaftliche Betriebe kontinuierlich erhalten, wenn sie die Haltungsform verbessern. Dabei soll gelten: je besser die Haltungsform, desto höher die Prämie.
  8. Altersgrenze für Energydrinks: Für den Kauf von Energydrinks und ähnliche Produkte soll ein Mindestalter von 16 Jahren eingeführt werden.
  9. Mehr Personal für Lebensmittelkontrollen und bessere Transparenz: Die Berufsordnung für Lebensmittelkontrolleure soll so geändert werden, dass die Zugangshürden für diesen Beruf gesenkt werden. Kontrollergebnisse sollen der Öffentlichkeit auf einfache Weise zugänglich gemacht werden.

Quelle: https://www.buergerrat.de/aktuelles/buergergutachten-zu-ernaehrung-uebergeben/

Mittlerweile fanden bereits verschiedene Gespräche über die Empfehlungen mit dem Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft statt. Nach Abschluss der parlamentarischen Beratungen entscheidet der Bundestag, wie er mit den Ergebnissen weiter umgeht. Die Teilnehmer*innen des Bürgerrats und die Öffentlichkeit werden über den Gang der parlamentarischen Beratungen informiert.

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