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Statement vom KDFB Bundesvorstand zu den aktuellen Ereignissen im Bundestag

KDFB-Vizepräsidentin Dr. Monika Arzberger

Freising, 02.02.2025

Liebe alle,

die Ereignisse der letzten Woche im Deutschen Bundestag haben auch uns als Katholischer Deutscher Frauenbund getroffen und lassen uns nicht ruhen. Als Vizepräsidentin unseres Verbandes, die den Bereich „Gesellschaftspolitik“ verantwortet, nehme ich die Emotionalität wahr und ernst: die Enttäuschung, das Entsetzen, das Riskante, das Ringen – und auch mir geht es nicht anders.

Dabei wäre es gerade Zeit stolz zu sein, auf all das, was wir mit und für Frauen in den vergangenen Jahren, Monaten und in den letzten Wochen geschaffen haben: vom zukunftsweisenden Gewaltschutzgesetz, dem Gesetz zur Stärkung der Strukturen gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen bis hin zum jetzt endlich Wirklichkeit werdenden gestaffelten Mutterschutz. Doch das ist nur das eine, denn auch wir nehmen schon seit langem wahr, wie sich der Ton und das Miteinander in unserer Gesellschaft verändern. Umso mehr setzen wir uns im Verband auf allen Ebenen intensiv für eine Politik ein, die von Werten wie Demokratie, Gerechtigkeit, Solidarität und Menschenwürde getragen ist. Für uns Christinnen ist zentral, dass Nächstenliebe unser gesellschaftliches Miteinander prägt.

Auch wir im KDFB sehen die Herausforderungen, vor die eine erstarkende AfD und deren Programmatik unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt stellt, diese sind groß … und doch wollen wir uns davon nicht einschüchtern lassen.

Unser Verband ist vielfältig, Frauen mit unterschiedlichsten Perspektiven und Haltungen kommen bei uns zusammen. Und genau das macht uns stark! Wenn wir uns als Verband in der Öffentlichkeit äußern, dann tun wir dies nach einem intensiven innerverbandlichen Diskussions- und Entscheidungsprozess. Und oftmals ringen wir lange, auch um einzelne Worte, bevor wir einen Beschluss fassen. Und so haben wir als KDFB gemeinsame Standpunkte entwickelt, im Detail auf unsere Homepage nachzulesen, die auch mir Halt geben. Für diese Standpunkte stehe ich als Vizepräsidentin und langjähriges KDFB-Mitglied.

Und ja, wir haben einen Beschluss, in dem wir deutlich machen, dass die politischen und gesellschaftlichen Ziele der AfD unvereinbar sind mit den Werten des KDFB – darauf bin ich persönlich stolz. Und ja, auch bei mir hat das politische Handeln der CDU/CSU-Fraktion, zu der auch unsere Präsidentin gehört, in der letzten Woche Unverständnis und Trauer hervorgerufen. Der Debattenton, die aktuellen kurzfristigen Strategien, sind – bei aller Anerkennung von außerordentlichen Wahlkampfzeiten – für uns nicht nachvollziehbar, erleben wir doch, wie dabei populistische Vereinfachungen zunehmen. Es macht mich wütend, dass sowohl Parteien, wie auch wir Wählerinnen und Wähler scheinbar selbstverständlich davon ausgehen, dass uns Menschen komplexe Themen und Diskussionen nicht mehr zuzumuten sind.

Auch wenn es nicht immer einfach ist, wir im KDFB unternehmen alles Mögliche, uns populistischer Vereinfachung entgegenzustellen. Wir reden und ringen miteinander, um Verstehen zu ermöglichen. Wir nehmen uns und unsere Anliegen ernst. Dafür bin ich auch nach kontroversen Debatten immer wieder dankbar. Für uns KDFB-Frauen sind Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe zentrale Werte, die mir Halt geben und mir Haltung ermöglich.

Deshalb bitte ich alle KDFB-Frauen, lasst uns nicht auseinanderlaufen, sondern zusammenbleiben, auch und gerade in kritischen Zeiten. In unseren Standpunkten haben wir in der Präambel formuliert, dass wir Bereitschaft haben, einander zuzuhören, auch bei kontroversen Themen. Nur so können wir das weiter leben, was uns in der Vergangenheit bis heute stark gemacht hat: Wir haben uns eingebracht und die Lebenswirklichkeit von Frauen, Familien und Kindern durch unser gesellschaftspolitisches Engagement verändert. Bitte, verfallen wir jetzt nicht in eine Schockstarre, bleiben wir in der Diskussion, kämpfen wir weiter, damit antidemokratische und antifeministische Haltungen nicht die Oberhand in unserer Gesellschaft gewinnen.

Ich will weiter kämpfen für echte Parität in Parlamenten, um eine gerechte Arbeitswelt, um echte geteilte Sorge-Arbeit und für mehr effektiven rechtlichen Schutz von Frauen. Diese heute wieder neu gefährdeten Anliegen dürfen nicht untergehen, weil sie von anderen hitzigen Debatten und vom Wahlkampfdonner an den Rand gedrängt werden.

Bitte setzen Sie sich weiterhin mit dem KDFB für eine faire, gerechte und mitfühlende Gesellschaft ein. Wir brauchen Sie als Mitkämpferin, als Mitfühlende, als Mit-Hadernde, als Mit-Kritisierende, als Mit-Protestierende, als Mit-Handelnde für Frauenrechte.

Ihre Monika Arzberger

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Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 130.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.
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