„Du bist schon richtig eine von uns geworden“ wurde mir einmal nach einem Gottesdienst gesagt, weil mein Herkunftsdialekt immer weniger, dafür das Fränkische immer stärker rauszuhören sei.
Dazuzugehören hat aber nicht nur mit Sprache, sondern mit der Zugewandtheit auf eine bestehende Gruppe hin zu tun, und setzt auch voraus, dass die bestehende Gruppe aufnahmebereit gegenüber Neuen ist.
„Was wäre, wenn Gott so richtig zu uns dazugehören würde?“, fragte Joan Osborne 1995 in ihrem Song „One of us“, der zu den erfolgreichsten Liedern der neunziger Jahre gehört. Mit einigen Fragen lädt die Sängerin ein, die Menschwerdung Gottes auf das Heute zu übertragen.
Wir haben an Weihnachten die Menschwerdung Gottes in Jesus auf uns wirken lassen, in der sich Gott entäußerte bis in die menschliche Ohnmacht gegenüber dem Tod hinein. Mit dieser sind auch wir konfrontiert, also ist er „one of us“.
Jesus hat betont (Mt 25), dass die Menschwerdung Gottes nicht bei ihm aufhört, sondern sich in anderer Form und in anderen Menschen (besonders den Notleidenden) fortsetzt – oder eben auch im Unbekannten, der im Bus mitfährt, wie es Joan Osborne im Lied ausdrückt.
Bedeutet das nicht, dass wir dadurch andere Menschen in einem ganz neuen Licht sehen können? In ihnen steckt ja Göttliches!
Bedeutet das nicht auch, dass wir selber erhobenen Hauptes durchs Leben gehen dürfen, weil sich ja auch in uns etwas von Gott zeigt? Alle Selbstzweifel und dunklen Flecken der Vergangenheit sind gering gegenüber der Möglichkeit, Gott durch uns zum Aufstrahlen zu bringen.
Sind das nicht zwei wunderbare Perspektiven für das neue Jahr?
Eine Frage bleibt noch: gebe ich Gott überhaupt die Chance immer wieder zu einem von uns zu werden? In Joh 1, 12 heißt es: „Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden…“. „One of us“ wird Gott auch heute, wenn wir uns ihm öffnen.