Arbeitswelten
Der KDFB setzt sich für eine deutliche Reduzierung der geschlechterbezogenen Entgeltlücke von derzeit 18 % (Statistisches Bundesamt, 2022) ein. Existenzsichernde Löhne und menschenwürdige Beschäftigungsverhältnisse für Frauen und Männer stehen im Fokus. Ebenso nehmen wir Chancen und Risiken der Digitalisierung des Arbeitsmarktes in den Blick.
Atmende Lebensläufe
Wir engagieren uns außerdem für eine partnerschaftliche Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit zwischen Frauen und Männern. Die Übernahme von Sorgearbeit oder gesellschaftlichem Engagement muss in den Lebensläufen von Frauen und Männern möglich sein, ohne zu einem erhöhten Altersarmutsrisiko zu führen. Wir unterstützen das Sorge- und Erwerbsmodell als gesellschaftliches Leitbild, wie es die Sachverständigenkommission für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung entwickelt hat.
Sorgearbeit
Der gesamte Care-Bereich muss als vernetztes System verstanden werden, das sich sowohl aus „privaten und unbezahlten“ als auch aus „professionellen und bezahlten“ Elementen organisch zusammensetzt. Politik und Gesellschaft dürfen bei der zukunftsweisenden Weiterentwicklung des Care-Bereichs nicht bei der Behandlung einzelner Symptome ansetzen. Im Care-Sektor werden Probleme der geschlechterbezogenen und zudem internationalen Arbeitsteilung besonders sichtbar.
Es bedarf eines neuen gesamtgesellschaftlichen Konsenses, bei dem eine Jede und ein Jeder ein Recht darauf hat, für andere sorgen zu können und selbst versorgt zu werden – unabhängig davon, ob man in familiären Strukturen eingebettet ist. Es muss zu einer neuen Normalität von Lebensverläufen kommen, in der neben den Erwerbszeiten auch Zeiten für Sorgearbeit und Weiterbildung ermöglicht werden.
Bündnis Sorgearbeit fair teilen
Im Bündnis Sorgearbeit fair teilen engagieren sich aktuell 32 zivilgesellschaftliche Organisationen. Die Arbeit des Bündnisses wird durch eine Koordinierungsstelle unterstützt. Diese befindet sich in Trägerschaft des Deutschen Frauenrats und wird durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert. Das Bündnis begleitet und forciert den gesellschaftlichen und politischen Diskurs, verdeutlicht die Auswirkungen des Gender Care Gap und richtet Forderungen zur Schließung der Sorgelücke an die Politik.
Optionszeitenmodell
In der Studientagung vor der Bundesdelegiertenversammlung 2019 hat Frau Prof´In Karin Jurczyk das Modell „der Optionszeiten“ vorgestellt. Dies sieht vor, dass grundsätzlich allen Menschen in ihrem Erwerbsverlauf ein Zeitbudget von etwa neun Jahren zur Verfügung steht, dass es ihnen ermöglichen soll, ihre Erwerbsarbeit zugunsten gesellschaftlich relevanter Tätigkeiten zu unterbrechen bzw. zu reduzieren und gleichzeitig während dieser Zeit finanziell abgesichert zu sein. Die Bundesstiftung Gleichstellung führt gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik sogenannte Optionszeitenlabore durch. In diesen Laboren befassen sich ausgewählte Expert*innen vertieft mit offenen Fragen zum Optionszeitenmodell und dessen gleichstellungspolitischen Potenzialen und Herausforderungen. Geplant sind vertiefende, multidisziplinäre Beratungen der noch offenen konzeptionellen und anwendungspraktischen Fragen. Der Kreis setzt sich aus Akteur*innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen – der Frauenbund ist einer davon!
Digitalisierung
Die digitale Transformation unserer Gesellschaft schreitet täglich voran. Schon jetzt spüren wir die tiefgreifenden Veränderungen in den unterschiedlichsten politischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Bereichen. Auch die Arbeitswelt wird durch den digitalen Wandel stark verändert. Es kommt zu gravierenden Veränderungen in Bereichen der Arbeits- und somit auch der Lebensrealitäten. Die Teilhabe an „guter“ Erwerbsarbeit aller muss daher stets im Fokus jeglicher politischen, unternehmerischen und gesellschaftlichen Entscheidungen stehen, so dass Risiken minimiert und die entstehenden Potenziale bestmöglich genutzt werden.
Lohngerechtigkeit
Entgeltungleichheit ist Folge von tradierten Rollenvorstellungen und festigt sie zugleich. Sie hat weitreichende Konsequenzen bis hin zu geringeren Renten und Altersarmut von Frauen. Entgeltungleichheit hat aber noch mehr als eine ökonomische Dimension: Sie ist diskriminierend und transportiert die Botschaft, dass die Arbeit von Frauen weniger wert ist als die Arbeit von Männern. Hier sind nicht nur Arbeitgeber*innen und Politiker*innen gefordert, sondern auch die Gesellschaft. Wir meinen: die Arbeit von Frauen muss genauso entlohnt werden wie die von Männern.
Gleiche Arbeit - Gleiche Chancen:
Wir machen uns stark für: Existenzsichernde Löhne, auch zum Aufbau eigenständiger Rentenansprüche – gesellschaftliche und wirtschaftliche Aufwertung von Sorge-Arbeit – Unterstützung von Frauen beim Wiedereinstieg in den Beruf und in der Wahrnehmung ihrer Gehalts- und Karrierechancen – Überdenken bisheriger Arbeitsstrukturen, Schaffen besserer Rahmenbedingungen für flexibles Arbeiten entsprechend der Lebens- und Familienphasen – Leitung in Teilzeitarbeit – Zugang zu lebenslangem Lernen und damit Sicherung der Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und politischen Leben – Berufs- und Studienwahl frei von Geschlechterklischees.
Altersicherung
Frauen in Deutschland stehen bei der Altersvorsorge vor besonderen Herausforderungen. Niedrigere Löhne, Teilzeitarbeit und Erwerbsunterbrechungen durch Kindererziehung oder Pflege führen oft zu geringeren Rentenansprüchen. Da Frauen im Schnitt länger leben, steigt ihr finanzieller Bedarf im Ruhestand, was das Risiko der Altersarmut erhöht, insbesondere für Alleinerziehende und Mütter.
Das aktuelle Rentensystem basiert häufig auf einem Modell kontinuierlicher Vollzeitarbeit, das der Lebensrealität vieler Frauen nicht gerecht wird und zu strukturellen Benachteiligungen führt. Wir setzen uns für den Ausbau eigenständiger Rentenansprüche von Frauen ein, etwa durch die Anrechnung des dritten Entgeltpunkts für Kindererziehungszeiten und die Stabilisierung des Rentenniveaus. Ein zentrales Anliegen in diesem Kontext ist die sogenannte „Mütterrente“. Gemeinsam mit der kfd haben wir Unterschriften gesammelt und den politischen Verantwortlichen übergeben. Dank unseres Engagements konnte die Anrechnung von 2 auf 2,5 Entgeltpunkte erhöht werden. Unser Ziel bleibt, den dritten Rentenpunkt für alle Frauen zu erreichen.
Der KDFB ist überzeugt, dass die gesetzliche Rentenversicherung umfassend reformiert werden muss, um den Lebens- und Erwerbsbiografien von Frauen und Männern gerecht zu werden. Wir streben an, Frauen im Alter finanzielle Unabhängigkeit und Selbstbestimmung zu ermöglichen, unabhängig von familiären Verpflichtungen oder Erwerbsunterbrechungen. Dazu müssen gerechte Rahmenbedingungen durch frühzeitige Vorsorge, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Eine gerechte Altersvorsorge muss Altersarmut verhindern und die Leistungen von Frauen angemessen würdigen.
Unsere Broschüre „Lebensverläufe und Alterssicherung. Mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Gesetzlichen Rentenversicherung“ bietet Ihnen viele nützliche Informationen und kann auch in Print bestellt werden.